Advent, Advent...

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25.11.2021 - Der Adventskranz ist in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Der Hamburger Pfarrer und spätere Berliner Oberkonsistorialrat Johann Hinrich Wichern (1808-1881) erfindet ihn. 1833 gründet er eine Anstalt zur Betreuung gefährdeter Jugendlicher, dass "Raue Haus" in Hamburg Horn.  Mit dieser Symbolik nimmt Wichern das Wort vom "Licht, das in der Finsternis leuchtet" (Johannes 1,1) auf. Am Weihnachtsabend leuchtet der Adventskranz hell, so wie Christus. Der Kreis des Adventskranzes nimmt das Bild von der Sonne auf, die an Weihnachten wieder an Stärke gewinnt und Christus symbolisiert. Am 1. Dezember wird dort auf einem Tannenkranz eine erste Kerze entzündet und dann jeden Tag eine mehr, so dass am Heiligen Abend 24 Kerzen brennen. Noch heute engagiert sich die Stiftung für Betreuungs- und Bildungsangebote. Der Wichernkranz sollte den Kindern die Zahl der Tage bis Weihnachten anschaulich machen. Die Kinder lernten dadurch auch Zählen.

Ab 1860 wurde der Leuchter erstmals mit Tannengrün geschmückt. An jedem Abend vom 1. Advent bis zum Heiligen Abend wird eine Kerze angezündet. Die großen weißen Kerzen sind für die Adventssonntage, die kleinen roten für die Werktage. Die Zahl der kleinen Kerzen bis zum Heiligen Abend ist jedes Jahr unterschiedlich. Sie variieren zwischen 18 und 24, weil der 1. Adventsonntag jedes Jahr an einem unterschiedlichen Datum beginnt und die Adventszeit damit unterschiedlich lange ist. Nach dem Ersten Weltkrieg wird der Tannenkranz mit den vier Kerzen überkonfessionell. 

Im Nationalsozialismus wurde dem Adventskranz die religiöse Bedeutung abgesprochen: Nach den Vorstellungen der nationalsozialistischen Feiergestalter sollte der traditionelle Adventskranz durch den „Sonnwendkranz“ oder „Lichterkranz“ ersetzt werden, der meist mit Sonnenrad- oder Wikinger-Motiven bestückt wurde. Die Kerzen auf dem Kranz sollten als „Wünschelichter“ nun die vier Jahreszeiten symbolisieren. Zum Anzünden der „Wünschelichter“ wurden so genannte „Lichtersprüche“ vorgetragen, die in entsprechenden Weihnachtsbüchern oder dem Kalender Vorweihnachten „vorgeschlagen“ wurden

Heute ist der Adventskranz in fast allen deutschen Wohnzimmern heimisch. An den Gestaltungsideen gibt es keine Grenzen: rote, weiße, rosa oder salbeigrüne Stumpen- oder sogar Stabkerzen. Auch beim Grün kann man sich frei entfalten, Nordmanntanne, Buchs, Eukalyptus… ein Geheimtipp ist die toskanische Zypresse. Sie verströmt einen leichten Zitronenduft und sieht mit ihrer silbrigen Farbe richtig toll aus.

Großer Adventskranz

Als „weltweit größter hängender Adventkranz“ wird jener über dem Brunnen des Mariazeller Hauptplatzes apostrophiert. Er hat einen Durchmesser von 12 Metern und wiegt 6 Tonnen. Er ist in Anlehnung an den ursprünglichen wichernschen Adventskranz mit 24 Lichtern bestückt, 4 für die Sonntage und 20 für die Werktage.

Als „größter echter Adventskranz der Welt“ wird mit einem Durchmesser von acht Metern der Adventskranz in Kaufbeuren beworben. Er besteht aus echten Weißtannenzweigen und ist mit knapp 2 Meter hohen Wachskerzen bestückt. Er steht vom 1. Advent bis zum Dreikönigstag am Neptunbrunnen der Stadt

Der Adventskalender

Er gehört für die meisten Menschen genauso zu Weihnachten wie ein Tannenbaum oder eine Pyramide, doch ihn gibt es noch nicht so lange: den Adventskalender. Besonders die kalendarische Variante ist weit verbreitet. Der liturgische Kalender richtet sich hingegen nach dem Kirchenjahr. Somit beginnt er am ersten Adventssonntag und endet an Heiligabend, in manchen Gegenden erst am Dreikönigstag. Doch egal welche Version zu Hause steht: sie alle sollen die Wartezeit bis Heiligabend verkürzen und die Vorfreude steigern. Aber wie entstand der Adventskalender eigentlich?

Während die katholische Kirche tägliche Adventsandachten in der Kirche veranstaltete, stand bei Protestanten eher die Zusammenkunft der Familie im Mittelpunkt. Dabei lasen sie miteinander Bibelstellen, beteten und sangen Lieder. Doch da Zeit eine abstrakte Größte ist, ließen sich auch evangelische Eltern ab circa 1840 etwas einfallen, um ihren Kindern die Zeit bis Heiligabend greifbar zu machen und die Vorfreude auf das Fest der Geburt von Jesus Christus zu steigern.

So entwickelten sich viele Methoden. Familien hängten häufig nach und nach 24 Bilder mit weihnachtlichen Motiven an die Wand oder malten Kreidestriche an die Tür, für die Sonntage jeweils einen langen Strich, und täglich durften die Kinder einen wegwischen. Sehr verbreitet waren außerdem „Adventsbäumchen“, teilweise auch selbstgebastelte Holzgestelle. Tag für Tag steckten die Kinder eine kleine Fahne oder einen Stern mit Bibelversen daran, manche Familien zündeten zusätzlich auch eine Kerze an. Das zunehmende Licht stand dabei als Sinnbild für die bevorstehende Ankunft des Lichts der Welt, Jesus Christus.

Doch auch in katholischen Familien warteten Kinder ungeduldig auf Weihnachten. Deshalb dachten sich die Eltern auch hier eine Art Adventskalender aus. Bei gutem Benehmen durfte der Nachwuchs bis Heiligabend täglich einen Strohhalm in die Krippe legen, damit das Jesuskind schön weich liegt. In manchen Klosterschulen gibt es die Tradition noch immer.

In Österreich entwickelte sich eine spezielle Form des Adventkalenders: die „Himmelsleiter“. Dabei bewegt sich das Christkind täglich eine Sprosse der Leiter abwärts und verdeutlicht damit den Gedanken, dass Gott zu Weihnachten in seinem Sohn Jesus Christus auf die Erde kam. Im skandinavischen Raum hingegen setzte sich die Adventskerze durch. Diese Kerze war in 24 Abschnitte unterteilt, an jedem Tag ließen die Familien die Kerze bis zur nächsten Markierung abbrennen.

Ende des 19. Jahrhunderts traten auch vermehrt „Weihnachtsuhren“ auf. Dabei ist eine Scheibe mit zwölf, beziehungsweise 24 Abschnitten markiert, jede Unterteilung war mit Liedtexten oder Bildern versehen. Täglich durfte dabei ein Zeiger einen Schritt nach vorne gestellt werden.

Der erste gedruckte Adventskalender

Erst 1902 veröffentlichte die evangelische Buchhandlung Friedrich Trümpler in Hamburg den ersten gedruckten Adventkalender. Sie entschieden sich für eine Weihnachtsuhr mit den Zahlen 13 bis 24, ab 1922 bekamen diese Uhren 24 Felder. Er kostete damals 50 Pfennig. Ein Jahr später folgte der Münchner Verleger Gerhard Lang. Der Kalender „Im Lande des Christkinds“ enthielt einen Bogen mit 24 Bildern zum Ausschneiden und einen mit 24 Feldern für die ausgeschnittenen Teile. An jedem Tag im Advent durften die Kinder ein Bild ausschneiden und diesen in das vorgesehene Fenster einkleben. Am Heiligabend gab es ein Bild von dem weiß gekleideten Christkind. Bis in die 1930er Jahre hinein publizierte die lithografische Anstalt Reinhold & Lang zahlreiche kunstvolle Werke, die steigende Stückzahl führte zu vielfältigen Variationen. So beispielsweise auch zu dem ersten Adventskalender in Blindenschrift.

Gerhard Lang arbeitete mit viel Leidenschaft und entwickelte immer wieder neue Ideen. So folgten das „Christkindleinhaus zum Füllen mit Schokolade“, Adventskalender mit Füllungen zum Herausbrechen, Kalender, bei denen die Kinder Türchen öffnen konnten und viele weitere. Seine Motivation stammte angeblich von seiner Mutter. Sie nähte ihm als Kind 24 „Wibele“, eine Art schwäbisches Baisergebäck, auf Karton, wovon er täglich eins essen durfte.

Die hohe Qualität und Detailtreue von Gerhard Lang führten schnell zu höheren Auflagen. Dadurch drängten weitere Verlage auf den Markt und der Adventskalender verbreitete sich. Besonders die Version mit aufklappbaren Fenstern, hinter denen Bilder zu sehen waren, wurde immer beliebter. Dem zunehmenden Preisdruck konnte Lang allerdings nicht standhalten und stellte 1940 die Produktion ein. Aber ohne ihn wäre die Adventskalender-Geschichte nicht so umfangreich wie sie heute ist.

Adventskalender im Nationalsozialismus

Während des Nationalsozialismus wollte die Regierung christliche Weihnachtsbräuche aus dem öffentlichen Leben drängen. Mit dem Kriegsausbruch wurde das Papier in Deutschland kontingentiert, bald darauf erfolgte ein Verbot der kirchlichen Presse und der Druck von Bildkalendern wurde als kriegsunwichtig eingestellt. Mit dem Ende des Nationalsozialismus kam auch die Sehnsucht nach christlichen Werten und alten Traditionen zurück. So fingen Betriebe, die nicht zerstört wurden und Papier vorrätig hatten, schon zu Weihnachten 1945 an, Adventskalender zu drucken – mit den „alten“ Motiven.

Damit erfolgte auch der weltweite Durchbruch des Adventskalenders. Richard Sellmer begann 1946 in Stuttgart mit der Adventskalender-Herstellung. Durch die große Nachfrage in Deutschland erreicht der Kalender schnell Berühmtheit in Großbritannien und den USA. Mittlerweile werden in Deutschland Millionen von Adventskalendern gedruckt, mehr als die Hälfte davon geht ins Ausland.

Vor gut 60 Jahren war es dann soweit. Der erste Schokoladenadventskalender erschien 1958. Heute gehört dieser neben Spielzeug- oder Bilder-Adventskalendern zu den am häufigsten gekauften Kalendern. Aber auch Foto-Adventskalender werden immer beliebter. In den letzten Jahren entwickelte sich daneben der Trend zu gebastelten Adventskalendern zum selber füllen. Sehr beliebt ist dabei die skandinavische Idee, Jutesäckchen an einer Leine aufzuhängen. Die individuellen Adventskalender werden mit viel Leidenschaft gestaltet, da dabei eigene Ideen entwickelt und umgesetzt werden.

Außergewöhnliche Adventskalender

Doch es gibt nicht nur „normale“ Adventskalender. Der größte Freistehende befindet sich in der Leipziger und ist 875 Quadratmeter groß! Der Teuerste hingegen ist vermutlich im Londoner Kaufhaus „Harrods“. 2010 brachte es zum ersten Mal den Eine-Millionen-Dollar-Adventskalender heraus. Dieser beinhaltete zum Beispiel eine Sonnenbrille mit 18 Karat Gold, ein Motorboot und eine Designerküche. 

Die Adventszeit in italien

Obwohl der Advent erstmals im 5. Jahrhundert im Gebiet um Ravenna in Italien gefeiert wurde, gibt es zur Weihnachtszeit, „periodo natalizio“, in Italien weder einen Adventskranz noch einen Adventskalender.

Die ersten Geschenke bringt „San Nicola“ am 6. Dezember. Aber die meisten feiern eher am 6. Januar „la befana“ eine Hexe, die den Kindern entweder Geschenke oder Kohle bringt. Ähnlich wie Knecht Ruprecht in Deutschland. Die Festtage sind dann ein Anlass zur Besinnung im Kreis der Familie. Und darüber hinaus glänzen die Italiener insbesondere zu Weihnachten mit einer Reihe kulinarischer Traditionen wie Wildschwein, Kalbsbraten und der geliebte Panettone oder Pandoro. Wer die Geschenke an Weihnachten bringt ist umstritten.  In manchen Familien legt das Christkind „il bambinello“ seine Präsente am 24.12. um Mitternacht neben die Krippe, die in Italien wichtiger ist als der Weihnachtsbaum. In anderen Familien bringt der Weihnachtsmann „babbo natale“ seine Geschenke am Morgen des 25. Dezember.

Wir wünschen eine besinnliche Adventszeit! Egal in welcher Form und Farbe…

Emma Pepe

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https://de.wikipedia.org/wiki/Adventskranz

www.adventskalender.de/der-adventskalender-die-geschichte-und-entstehung

www.adventman.de/rund-um-weihnachten/weihnachtsbraeuche-und-adventskalender-in-italien